PresseDie Auferstehung im Kreuz

— NRZ

SAKRALKUNST / Alfred Grimm übergab der evangelischen Kirche Unsere Arche in Bruckhausen ein gläsernes Altarkreuz.

HÜNXE. Die wenigen Sonnenstrahlen des gestrigen Karfreitags fielen durch das bunte Glas des Objektfensters der ev. Kirche Unsere Arche in Bruckhausen und erhellten das neue Glaskreuz auf dem Altar. Sie erfüllten die transparenten Quader mit Licht und brachen sich in den Splittern der Front. Das Altarkreuz, wie das Fenster ein Werk des Künstlers Alfred Grimm, ist nicht heil. Die Vorderansicht ist von tiefen Rissen durchzogen, Zersplitterungen durch vier Schmiedenägel, die in das klare, zerbrechliche Material getrieben wurden. Gewalttätig, brutal. Die Nägel selbst sind von der Wucht der Zerstörung deformiert. Ihre Positionen entsprechen den Stellen, an denen gewöhnlich die Christusfigur mit vier Nägeln ans Kreuz geheftet wird. Doch der Korpus fehlt an dem Glaskreuz Alfred Grimms. Jesus ist nicht im Tod zu finden. Das Altarkreuz macht die Auferstehung sichtbar, ohne das Leid auszublenden.

Mehr als ein Jahr lag zwischen der ersten Anfrage Pfarrer Matthias Schüttes und der feierlichen Übergabe des Werks während des Karfreitagsgottesdienstes. 18 verschiedene Entwürfe stellte Grimm vor, die Entscheidung für ein gläsernes Kreuz ohne Korpus bedeutete auch für ihn einen völlig neuen Zugang zum Kruzifix. Nicht der „fürchterliche Tod“ der Kreuzigung, auf den Grimm in seinen 60, im Internet unter www.alfred-grimm.com einzusehenden Kruzifixen aufmerksam machte, sondern die gleichzeitige Darstellung von Tod und Auferstehung in einem einzigen Objekt. Ein Novum. Die minimalistische Umsetzung lässt der theologischen Aussage des Kunstwerkes den Vortritt. Gedanken zum Kreuz standen im Zentrum des Karfreitaggottesdienstes. „Das Kreuz stellt nicht Gott in Frage, sondern die Weisheit der Menschen: Wo Menschen ihre Herrschaft ausüben, ist Gewalt, zerspringt Leben, bleiben Scherben oder zumindest Risse“, schloss Pfarrer Matthias Schütte seine Betrachtung.

Alfred Grimm stellte das Kreuz in die kunstgeschichtlicher Tradition, setzte den Kruzifixaussagen der Romanik, Gotik und Renaissance seine neue Symbolik entgegen. „Man wird an den Tod erinnert, aber der, der diesen Tod erleiden musste, ist nicht mehr zusehen, ist fort.“ Positive Gedanken formulierten auch Presbyterin Anette Theil und Chorleiter Hans Alefs. Wie das Objektfenster lädt das neue Werk Alfred Grimms zur eigenen Betrachtung und Meditation ein. Das Glas assoziiert göttliche Wahrhaftigkeit und Klarheit, die den Menschen zugewandte Front hat durch ihre Gewalt Schaden erlitten. Das Kreuz reflektiert die dunkle Seite und zeugt zugleich von der Hoffnung, die Jesus Auferstehung in der Welt entzündet.

Zurück