PresseErinnerung in Bronze gegossen

— NRZ

Die Mahnsteine für jüdische Geschäftsleute in Dinslaken von Alfred Grimm nehmen in Kevelaer Gestalt an

Bettina Schack

Dinslaken. Gerade einmal 60 Sekunden dauert der eigentliche Guss, der übers Gelingen entscheidet: Dann wird die Form aus verstärktem Silikon abgeschlagen und die Bronze liegt goldig schimmernd offen. Ein großer Augenblick für jeden Künstler.

Am Montag war es Alfred Grimm, der in der Werkstatt von Butzon und Bercker in Kevelaer voller Spannung verfolgte, wie die Bronzeteile seines Mahnsteins „Putzmacherin“ gegossen und aus der Form geschlagen wurden. In sechs Einzelteile wurde sein Wachsentwurf zerlegt, die einzelnen Teile Hut, Schal, zwei Handschuhe, ein Band und der Träger in einer Form aus Silikon gehüllt und herausgeschmolzen, der Hohlraum – um Material und Gewicht zu sparen – mit Schamott gefüllt und schließlich mit Bronze ausgegossen. Die einzelnen Teile werden zusammengeschweißt. „Die Griechen konnten ihre antiken Plastiken nur nieten, das heutige Verfahren hält bestens und die Schweißnähte sind nicht erkennbar“, erklärt Grimm.

2013 ist dreifaches Gedenkjahr

Die Mahnsteine – neben der der „Putzmacherin“ ist der des „Installateurs“ durch Sponsorengelder finanziert und kann realisiert werden – sind nicht die ersten Großplastiken von Grimm, die die Werkstatt verlassen. Die „Baustelle“ und das Denkmal für Schwester Euthymia wurden ebenfalls dort gegossen.

Bis die Mahnsteine unter Federführung des Kulturkreises übergeben werden, verstreichen noch 20 Monate. 2013 gedenkt Dinslaken 80 Jahre Machtergreifung, 75 Jahre Pogromnacht und der Einweihung des Mahnmals vor 20 Jahren. Nun also die Mahnsteine, die jüdischer Dinslakener weniger als Opfer, sondern als prägende Mitglieder des Geschäftslebens erinnern.

Die Mahnsteine mit ihren mit langen Eisenstiften diebstahlgesicherten Bronzeapplikationen sind circa 80 Zentimeter hoch. Flankiert werden sie zu beiden Seiten von niedrigeren Steinen, die zum Verweilen einladen. Die „Putzmacherinnen“-Plastik soll am 9. November 2013 auf der Duisburger Straße im Bereich des Bürgerbüros enthüllt werden, in räumlicher Nähe des ehemaligen Hutgeschäftes von Hermann Eichgrün.

In der Altstadt erinnert der zweite bereits finanzierte Mahnstein vor der Eppinghovener Straße 4 an den Installateur Hermann Eichengrün.

Sponsoren gesucht

Derzeit ist Alfred Grimm auf Sponsorensuche für zwei weitere, mit jeweils 7500 Euro kalkulierte Mahnsteine: Für die Viehhändler Josef und Julius Jacob an der Stadtkirche gegenüber der Brückstraße 1 und für Siegfried Bernhard, der im Eckhaus an der Neustraße, in dem sich heute die Santander-Bank befindet, ein Kaufhaus für Möbel, Küchen, Heimtextilien und Herrenbekleidung führte. Ursprünglich wollte Alfred Grimm auch auf der Neustraße Mahnsteine errichten. Doch bislang gibt die Polizei wegen eingeschränkter Flucht- und Rettungswege keine Erlaubnis.

Seine Mahnsteine, die zweite Auseinandersetzung mit den Opfern des Nationalsozialismus nach dem „Judenkarren“ in der Innenstadt, betrachtet Alfred Grimm im harmonischen Einklang mit den „Stolpersteinen“, die Gunter Demnig ab dem 7. Februar im Stadtgebiet verlegt.

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