PresseEuthymia bleibt unvergessen

— Niederrhein Anzeiger

Alfred Grimm gestaltet für den „Engel der Liebe“ eine Plastik

Dinslaken. Er stellt sie nicht auf einen Sockel, errichtet kein steriles, stereotypes Denkmal für Euthymia. Alfred Grimm gestaltet für die Clemensschwester, die am 7. Oktober in Rom selig gesprochen wird, eine Gedächnisstätte, die das harte Leben der zarten kleinen Frau mit den helfenden Händen und der unermüdlichen Nächstenliebe ungeschönt zeigt.

Eine schlichte Holzbaracke mit Pritsche, ein Krankenhausnachttisch mit OP-Schere, Pillendose und Brechschale, dazu Kruzifix, ein Rosenkranz und eine Bibel werden Besucher des Vinzenz-Hospitals sehen. Vor dem Nachttisch steht ein Henkelmann mit Suppe und Löffel, vor der Liege stehen zwei abgetragene Soldatenschuhe. An einem Pfosten hängt eine russische Soldatenjacke. Alles Originale, selbst die Russenjacke hat sich Grimm unter großen Mühen besorgt. Die Objekte werden in Bronze abgegossen.

Alfred Grimm, 1943 in Dinslaken geboren, hat den Auftrag vom Verwaltungsrat des St.-Vinzenz-Hospitals bekommen, die Außenplastik für Schwester Euthymia zu gestalten. Grimm genießt über die Grenzen des Niederrheins hinaus einen guten Ruf, hat mit seinem Mahnmal im Stadtpark von Dinslaken und dem sogenannten „Judenkarren“,der an den Umtrieb der Kinder des jüdischen Waisenhauses am Tag des Pogroms (10. November 1938) erinnert, für Aufsehen gesorgt.

Mit dem Leben und Wirken Euthymias hat sich Grimm vertraut gemacht. Sie hat im 2. Weltkrieg in einer Holzbaracke unter primitivsten Bedingungen schwer kranke Fremdarbeiter und Kriegsgefangene gepflegt. „Engel der Liebe“ so nannten sie ihre Schützlinge. Nach dem Krieg wurde sie Leiterin der Wäscheabteilung des Hospitals – quasi abgeschoben. „Heute würde man von Mobbing sprechen“, sagt Alfred Grimm. „Sie hatte Erscheinungen, darüber wurde sich offen lustig gemacht.“ Schwester Euthymia starb am 9. September 1955 im Alter von 41 Jahren an Krebs. Einen Tag später bat eine Schwester, die sich bei einem Unfall die Hand schlimm gequetscht hatte, am offenen Sarg um Euthymias Fürbitte. Sie wurde innerhalb kürzester Zeit, für Mediziner unerklärlich, geheilt.

Grimm: „Ein monumentales Denkmal, das wäre für diese kleine Person nicht das richtige gewesen.“ Die Gedächnisstätte wird am 1. November (dem Tag der Clemensschwestern) eingeweiht. Besucher können ein Lebenslicht für Schwester Euthymia anzünden, dem „Engel der Liebe“.

Hal

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