PresseExperiment Grimmscher Kau-Show bewirkte einen Kultur-Skandal

— NRZ

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Dinslaken. Mit einem peinlichen Spektakel endete am Samstagnachmittag im „Museum der Stadt Dinslaken“ („Haus der Heimat“) die Eröffnung der Städtebundausstellung „Hommage á Picasso“, in der 60 Originalgrafiken „Picasso zu Ehren“ von 58 internationalen Künstlern gezeigt werden. Was war geschehen?

Zunächst einmal hatte Stellvertretender Bürgermeister Max Schneider in der üblichen (und erwarteten) Weise die Gäste begrüßt. Unerwartet gestaltete sich dann aber der Aufritt des von der Stadt verpflichteten Festredners: Kunsterzieher Alfred Grimm vom Theodor Heuss-Gymnasium hielt mitnichten eine „akademische Festrede“. Vielmehr trat er ans Podium und begann, indem er immer unverständlicher werdende Ausführungen zum Leben des großen Provokateurs machte, Blatt für Blatt seiner Notizen in Streifen zu reißen und das Papier zu zerkauen.

Unruhe und Hilflosigkeit, die bei einem derartigen Happening ja auch beabsichtigt sind, breiteten sich aus. Nachdem eine Besucherin demonstrativ die Veranstaltung verlassen hatte, Grimm seine Kau-Show aber fortsetzte, schaltete sich nun auch der Bürgermeister-Stellvertreter ein. Grimm möge doch endlich aufhören. Was das solle? Als Grimm antwortete, er werde es später erläutern, habe sich aber in der Tat Gedanken darüber gemacht, verließ schließlich auch Max Schneider, sichtlich überfordert die „heikle“ Szene.

Als Grimm gerade sein sechstes Blatt „verspeisen“ wollte, schaltete sich Beigeordneter Sampels ein. Der Ton wurde rüder; die Aufforderung, sich kurz zu fassen, war nicht mehr mißzuverstehen. Nun aber trat Grimm eine Flucht nach vorne an, wie es sie auf der Dinslakener „Kulturszene“ bisher nicht gab: Die „billig zu habende“ Städtebundausstellung, wie verdienstvoll sie auch sei, könne man nur als Alibi sehen, weil es ein aktives Kunstleben in Dinslaken nicht gebe! Damit schien das „Maß voll“. Beigeordneter Sampels, nun in der Rolle des Hausherrn, baute sich vor dem kulturellen „Eulenspiegel“ auf und verwies ihn des Ortes. Nicht ohne mit dem Hinweis auf die Sekttheke eine Art von Frieden wieder herzustellen…

Es entbehrt nicht einer gewissen Tragikomik, wenn ausgerechnet Picasso, der sein Leben lang Bürgern vor den Kopf gestoßen hat, in Dinslaken zu dieser Provinzposse herhalten mußte. Wieso eigentlich konnte über Grimms Absichten (die sonst so beliebte „Symbolik“) eigentlicht nicht, wie es eine andere Besucherin vorschlug, ruhig geredet werden? In jeder mickrigen Galerie wäre das kein Problem gewesen!

Dieter G. Ebert

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