PresseGrimm gießt zwei Mahnsteine

— Rheinische Post

Mahnsteine für jüdische Bürger will der Künstler Alfred Grimm in der Dinslakener Innenstadt schaffen. Die Bronzegüsse für zwei der vier Plastiken sind fertig. 2013 werden sie auf der Neu- und Duisburger Straße aufgestellt.

Von Ralf Schreiner

DINSLAKEN Alfred Grimm vertraut auf Butzon und Bercker. Die Kunstgießerei in Kevelaer hat für ihn bereits zwei große Bronzearbeiten gefertigt: die „Baustelle“ vor dem Sitz der Stadtwerke und die Euthymia-Gedenkstätte am Vinzenz-Hospital. Am Montag sah Grimm dem Gießmeister dabei zu, wie er die bronzenen Bekrönung für zwei Mahnsteine aus der Form schälte. „Die Oberfläche glänzt. Das wirkt sehr lebendig“, sagte Grimm gestern im Pressegespräch. Die Plastiken werden als Erinnerungsstätten gestaltet. Sie geben Auskunft über den Wohnbereich und den Beruf jüdischer Bürger in Dinslaken.

Der erste Mahnstein erinnert an Hermann Eichengrün, der an der Duisburger Straße 8, gegenüber der Stadtbücherei, ein Hutgeschäft betrieb. Es zeigt einen in Bronze gegossenen Hut, Handschuhe, einen Schal.

Jede Plastik besteht aus einem dreiteiligen Ensemble

Die zweite Plastik ist dem Installateur Julius Isaacson gewidmet, dessen Geschäft an der Eppinghovener Straße 4 lag. Hier hat Grimm Wasserhahn und Abflussrohr in die Plastik eingearbeitet.

Der Guss erfolgte in Einzelteilen, die nach dem Erkalten zusammengeschweißt werden. Die Nähte seien „unsichtbar“, erklärte der Künstler. Die Bronze wird anschließend an eine Basaltstele angepasst. Beim Aufstellen wird sie von innen mit einem Edelstahlzapfen im Boden verankert. Jede Plastik besteht aus einem dreiteiligen Ensemble aus Basaltsteinen, von denen nur der mittlere als Bronzeplastik gestaltet wird. Die beiden flankierenden Steine dienen als Sitzgelegenheiten, von denen aus der Betrachter das Werk auf sich wirken lassen kann. Die Kosten belaufen sich pro Ensemble auf 7500 Euro inklusive Bronzeguss, Transport und Honorar. Zwei Steine sind bislang über Sponsoren finanziert.

Zwei weitere Steine sind in Vorbereitung. Sie erinnern an die Viehhändler Josef und Julius Jacob (geplanter Standort Brückstraße 1, im Bereich der jetzigen Grüneinfriedung an der evangelischen Stadtkirche) und an das Kaufhaus von Siegfried Bernhard (vorgesehener Standort Neustraße Ecke Friedrich-Ebert-Straße, Grünfläche vor der Santander-Bank).

Der Kölner Künstler Gunter Demnig wird die ersten 22 von über 100 „Stolpersteinen“ – auch sie erinnern an jüdische Naziopfer – am 7. Februar in Dinslaken verlegen. Alfred Grimm und der für das Projekt zuständige Kulturkreis Dinslaken warten mit der Übergabe der Mahnsteine bis zum nächsten Jahr. 2013 ist ein geschichtsträchtiges Jahr. Hitlers Machtübernahme jährt sich zum 80. Mal, die Pogromnacht zum 75. Mal. „Und 1993 wurde das jüdische Mahnmal im Stadtpark eingeweiht, erklärte Grimm. Der Bronzekarren hält die Erinnerung an die Vertreibung jüdischer Waisenkinder aus Dinslaken wach.

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