PresseGrimms denken an ihre „wilde“ Studienzeit zurück

— Rheinische Post

Hünxe (B.S.) Sie war einer der spannendsten Kunstorte des letzten Jahrhunderts: die Düsseldorfer Kunstakademie in den 60er Jahren. Joseph Beuys formulierte seine Theorien zur anthropologischen Kunst und sozialen Plastik, öffnete die Türen der Akademie für alle, die an der neuen Offenheit und dem Happening teilhaben wollten. In dieser Atmosphäre bereitete sich ein junges Paar auf seine Staatsexamen zu Kunsterziehern vor: Barbara und Alfred Grimm. Die Akademie war von 8 bis 21 Uhr für die Studierenden geöffnet, Beuys für sie fast täglich ab der Mittagszeit dort erreichbar.

„Wir kriegten keine Anleitungen“, so Barbara Grimm, die bei Beuys ihr erstes Staatsexamen machte, „keine technischen Anleitungen, keine Korrekturen. Alles mussten wir selbst entwickeln“. Natürlich gab es für die, die auf Lehramt studierten, Vorlesungen. Kunstgeschichte, Philosophie, Anatomie, Perspektive. „Aber nicht bei Beuys. Er war nur für sein Atelier zuständig.“ Was aber keineswegs bedeutete, dass der Mann mit dem Hut seiner eigenen Maxime getreu „Jeder Mensch ist ein Künstler“ alles für schön und gut befand, was man ihm vorsetzte. So fand Barbara Grimm zwei noch feuchte Ölbilder morgens mit den bemalten Seiten „aneinander geklatscht“ und damit ruiniert im Atelier vor – „da wusste ich, was er davon hielt“. Einen weiblichen Akt aus Ton von Alfred Grimm schlug er mit dem Beil zum Torso. Beuys Kunstthesen bedeuteten also keineswegs die Beliebigkeit, die ihnen manchmal angehängt wird. Wenn es um Aktmalerei, also das grundlegende Verständnis des menschlichen Körpers ging, konnte Beuys sogar zur Furie werden. Wie Alfred Grimm seinen Professor charakterisieren würde? „Ein fleißiger Mann, keine Frage, aber es hat ihn gereizt, Trouble zu machen.“ Gegen Ende der Studienzeit der Grimms öffnete Beuys sein Atelier für alle, die in den wilden Zeiten nach ‘68 dabei sein wollten. „Die kamen angekifft und warteten auf den großen Meister“, so Grimm. Doch als einer von ihnen Beuys den Hut vom Kopf riss, „da hat er ihm eine geschallert“.

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