PresseGrimms Mädchen im Preußen-Museum
— Niederrhein Anzeiger
Hünxe. Alfred Grimm ist ein künstlerisches Multitalent, das Wert auf traditionelle zeichnerische Wurzeln legt. Alle Großen des Genres haben natürlich auch Brotjobs gemacht. Michelangelo gar im päpstlichen Dienst eine ganze Kapelle ausgemalt. Es kommt aber auf das Wie und die Haltung an. Denn man kann es ja auch einfach gut machen.
Mit seiner wohldosiert provokanten Haltung ist Alfred Grimm zu einem Markenzeichen über den Niederrhein hinaus geworden. Auch öffentliche Aufträge wie die Gestaltung eines Kirchenfensters der evangelischen „Arche“ in Hünxe oder das Bronze-Mahnmal im Dinslakener Stadtpark zum Gedenken an die ehemalige Jüdische Gemeinde stammen aus seinem Atelier.
Erdung nie verloren
Als Beuys-Schüler kam er auch mit dem internationalen Kunstmarkt in Berührung. Aber er hat seine Erdung „im Hier und Jetzt“ nie verloren. Meister haben immer auch Schüler und so war seine Tätigkeit als Kunstlehrer am Theodor-Heuss-Gymnasium in Dinslaken für ihn künstlerisch ein Geben und Nehmen: Auch Andreas Deja, der inzwischen auf eine Weltkarriere bei Disney zurück blicken kann, ging durch Grimms harte Schule. Die Schüler sind natürlich auch seine Modelle; „Grimms Mädchen“ eben. Aber auch Jungen, Momentaufnahmen – mal betörend schön, mal sachlich und erschreckend. „Je nachdem wie die Modelle drauf waren.“ Stimmungen kann er wirklich einfangen. Züchtig bekleidet, aber dennoch anzüglich: Erotisches, Banales oder Aggressives. Diese Skizzen hat er nachträglich koloriert und zu einer beeindruckenden Serie entwickelt. Die nun neben anderen spannenden Werken und Skulpturen im Preußen-Museum präsentiert werden. Sein großes Thema ist die Versuchung und ihre unterschiedlichen Formen: Wie die Dauerversuchung Fernsehen und seine werbegestützten Versprechungen. Seine Materialien findet er auch schon mal auf dem Sperrmüll und läßt sich davon inspirieren. Das biblische Thema des Sündenfalls wird bei ihm zur bunten TV-Skulptur – inklusive Apfel. Gern lockt er mit Klischees, die er dann ebenso gern bricht und mit viel Selbstironie inszeniert.
Sonderführung
Der Verein r(h)ein-kulturwelt ist stolz, in seiner Rheingold-Reihe am 28. August (Eröffnungstag) um 20 Uhr auch eine Sonderführung durch die Ausstellung von Alfred Grimm anbieten zu können. Seinem Naturell entsprechend wird das sicher eine anekdotenreiche Reise in die Welt der Kunst. cd