Presse„Grimms Mädchen“

— Rheinische Post

„Grimms Mädchen“ ist der Titel einer Ausstellung, die das Preußen-Museum in Wesel ab 17. August zeigt. Zu sehen sind Objekte, Bleistiftzeichnungen, Gouachen, Acryl- und Ölbilder des Hünxer Künstlers Alfred Grimm.

Von Ralf Schreiner

HÜNXE/WESEL Mädchen, immer wieder Mädchen. Sitzend, stehend, liegend, schweigend, träumend, ins Gespräch vertieft. Alfred Grimms Skizzenbücher sind voll von Porträts, Halb- und Ganzfiguren, von Paaren, Gruppen und Akten. Und damit das Ganze nicht langweilig wird, sind hin und wieder ein paar Jungen dabei.

Junge Menschen

Den Schwerpunkt der Weseler Ausstellung bilden einmal nicht die Objekte 65-jährigen Künstlers. Der Focus richtet sich auf Grimms neue Lust am Zeichnen. Die resultiert aus einer alten. Junge Menschen als Bildthema haben Alfred Grimm schon immer fasziniert. Überraschend ist die Intensität, mit der der Künstler in den zurückliegenden fünf Jahren zu Werke ging, um seinen jugendlichen Modellen all die Bewegungen, Posen und Blicke abzuringen, die er benötigte, um daraus Momentaufnahmen fern jeglicher Eitelkeit zu gestalten. Die Bilder bestechen durch ihre natürliche Schlichtheit. Da ist nichts Spektakuläres oder Laszives, allenfalls ein Hauch versteckter Erotik wird mitunter spürbar, „Grimms Mädchen“ geben sich vollkommen ungezwungen und entspannt.

Am entspannsten ist Eva. Das frivole Püppchen aus Grimms TV-Objekt „Versuchtes Paradies“ treibt’s mit Adam auf Kanal Sex. Es ist das wohl frivolste aller TV-Objekte, die je das Atelier des Künstlers verlassen haben. Und genau deshalb gehört es in diese Ausstellung. Dort zwitschern Vögel, Bienen summen, ein Tiger brüllt und Eva stöhnt. Laut und lustvoll tönt es aus dem illuminierten Farn. Die Versuchung ist blond und barbusig. Adam erliegt ihr stehend. Rythmisch wackelt der Fernseher. Eden-TV. Grimms Schau-Objekt zeigt Adam und Eva nach dem Sündenfall als quietschvergnügtes Pärchen, das sich ungeniert miteinander verlustiert. Es ist die Minute nach dem Apfelbiss, die Zeit des Erwachens aus unschuldigem Schlummer, des Einander-Erkennens, wie es in der Bibel heißt. Anders als van Eyck, Cranach und Michelangelo, Dürer, Rembrandt, Chagall und viele andere Künstler bedeckt Grimm die Szene nicht mit einem Feigenblatt.

Künstliches Paradies

Er lässt – und das ist bislang einmalig in der europäischen Kunstgeschichte – Adam und Eva nicht schamvoll die Blicke senken und keusch den Schoß bedecken. Seine Eva schenkt dem Betrachter das zuckersüße Lächeln einer blond gelockten Barbie-Puppe, die wonnevoll ihren Adam umarmt.

Dieses Lächeln ist so küstlich wie alles in diesem Paradies. Der Frosch, die Maus, die Fliege auf dem Steinpilz. Die Bäume und Blumen. Erst recht die schwarze Gumminatter, die von aufßen ins Chassis kriecht.

Gleich nebenan gibt es eine weitere „Erotik-Show“ der besonderen Art. „Das kleinste Liebespaar der Welt“ treibt’s zwischen Reagenzgläsern. Mit bloßem Auge ist wenig zu erkennen. Aber Grimm sorgt vor. Er hat die Liebenden unter eine Lupe gelegt. Peep!

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