PresseGrimms Werke wollen provozieren
— NRZ
JULIA BERNS (Text)
MARC ALBERS (Fotos)
WESEL. Jesus der blutüberströmt und kopfüber wie Schlachtvieh an einem Fleischerhaken hängt – diese schockierende Darstellung mit dem Titel „Schlachtbankchristus“ gehört zu den Objekten der Austellung „Die letzten Kruzifixe“ des Hünxer Künstlers Alfred Grimm, die seit Samstag in der evangelischen Kirche Büderich zu sehen ist.
Die Werke des Beuys-Schülers Grimm provozieren, rufen Empörung, manchmal auch Entsetzen und Ablehnung hervor, machen gleichzeitig aber auch nachdenklich und führen zu neuen Einsichten. Sie zeigen allesamt einen unwürdigen Tod, stellen die Frage nach Verantwortung und dem Stellenwert der Religion in der heutigen Gesellschaft.
Konfrontation mit dem 21. Jahrhundert
Der Künstler konfrontiert den Kreuzestod Christi mit Themen des 21. Jahrhunderts wie Gewalt, Krieg und Gentechnik. Eine Darstellung wie die des Jesus auf der Schlachtbank ruft ins Bewusstsein zurück, dass das Kreuz, das zum Sinnbild der Christenheit und zum beliebten Schmuckgegenstand geworden ist, einst einen brutalen und menschenverachtenden Akt darstellte.
In der Kombination mit verschiedenen Materialien verfremdet Grimm das Thema, stellt es in neue Sinnzusammenhänge. In der Darstellung eines Versuches, bei dem Kreuze wie Zellen geklont werden, kommt das Allmachtsverlangen des Menschen zum Ausdruck, der Gott zum Gegenstand seiner Schöpfung macht. Die Wissenschaftsgläubigkeit tritt an die Stelle der Religion. Wohin dieser Weg führt, bleibt offen.
Der Betrachter wird einbezogen
Ein anderes Objekt zeigt die Umrisse eines Kreuzes an der Wand, die Kreuze selbst liegen achtlos im Mülleimer. Der Bezug zum Kruzifix-Urteil ist offensichtlich. Manchmal geht der gekreuzigte Christus inmitten von goldenem Kitsch unter, liegt ölverschmiert zwischen rußgeschwärztem Militärspielzeug oder kaum sichtbar in einem Dreckhaufen auf dem Boden.
Die Werke sind eine Herausforderung zur Selbstreflexion an den Betrachter, der durch Spiegel oft direkt in die Darstellung mit einbezogen wird. Die Ausstellung von Alfred Grimm bietet reichlich Diskussionsstoff und stößt sicherlich auch auf heftige Ablehnung, aber sie will nicht belehren.
Die Besucher haben noch bis zum 21. April während der Gottesdienste und Andachten Gelegenheit, sich eine persönliche Meinung zu bilden. Auf Anfrage werden auch Führungen angeboten.