PresseIn der Kunst landet Christus in der Gosse
— WZ Wuppertal
Von Susanne Bien
Was hätte Christus wohl zu dieser Ausstellung gesagt? „Herr Grimm, ganz großartig. Sie müssen selbst am Kreuz gehangen haben“ – das wäre vielleicht seine Meinung gewesen, meint der Künstler Alfred Grimm, dessen Kruzifixobjekte sicher einige Besucher schockiert. Dabei sind die Exponate keine Blasphemie, vielmehr fragt sich der Hünxer Künstler, welche Bedeutung der christliche Glaube noch hat.
Heidi Koch vom Völkerkundlichen Museum bedauert, daß den Bewohnern der Industrieländer nichts mehr heilig ist und die Medien den pietätlosen Umgang mit menschlichen Werten fördern. Was dem abgestumpften Konsumenten egal ist, überhöht Grimm plastisch und drastisch mit Requisiten vom Flohmarkt. Christus wird beschmutzt, landet in der Gosse, wird auf einer Intensivstation am Leben erhalten, er wird geklont, er liegt im Ölteppich, den der Golfkrieg hinterlassen hat, und im Mülleimer eines bayrischen Klassenzimmers.
Grimm reagiert auf Ereignisse, ohne kopflastig an Theorien zu hängen. Die Exponate der Ausstellung stammen aus einem Kruzifix-Zyklus von über 40 Objekten, an dem Alfred Grimm schon lange arbeitet. Grimm ist ein Schüler von Joseph Beuys.
„Obwohl gelegentlich eine gewisse thematische Verwandschaft zwischen Grimms Arbeiten und denen anderer Künstler besteht, nutzt keiner wie er eine derart große Zahl von vorhandenen, zum Zwecke der Andacht gefertigten Kruzifixen, um diese in gesellschaftskritischer Absicht als Objekte künstlerisch zu ergänzen“, so Dr. Bernd Krysmanski in seiner Einführung. Die Ausstellung im Völkerkundlichen Museum, Missionsstraße 9, dauert bis zum 3. Mai.