PresseInstallation Fußballfieber

— NRZ

KUNST / Der Bruckhausener Alfred Grimm nimmt an der Ausstellung „Abseits“ in der Duisburger Cubus Kunsthalle teil.

HÜNXE. Nur noch drei Tage bis zum Start der WM, Alfred Grimm arbeitet mit Hochdruck vor seinem Scheunenatelier in Bruckhausen. Ab Freitag wird seine Installation in der Duisburger Cubus Kunsthalle gemeinsam mit Werken von 73 Künstlern ausgestellt. Der Anlass – momentan fast selbstverständlich: die Fußballweltmeisterschaft.

„Abseits“ lautet der Titel der Ausstellung, die vom 9. Juni bis 9. Juli künstlerische Sichtweisen auf den Mythos „Fußball“ bietet. „Abseits“ der Massenevents in den großen Stadien, vielleicht auch einen Schritt voraus. Denn was auf dem grünen Rasen ein Regelverstoß ist, ist in der Kunst notwendig. Dort hat sich so manches grenzuüberschreitendes Nachvorne-Preschen als richtungsweisend erwiesen.

Alfred Grimm pruüft die Bohrung einer runden Platte. Darauf unterschiedlich große Plastikfiguren bekannter Kicker, Tor und Spielerbeine. Und was schon Helmut Schulte wußte, das Runde muss in das Eckige. Die Scheibe wird in einen alten Fernseher eingebaut. Dieser steht gemeinsam mit Chips und Hansa-Pils auf einem kleinen Tisch. Dahinter die Blümchentapete, die Uhr im „Gelsenkirchener Barock“. Das Ambiente ruft Erinnerungen an 1954 wach. Auf dem Kunstrasen im Fernseher kickt Helmut Rahn.

„Meine Idee war es, etwa Lebendiges voller realitätsnaher Plastizität und Griffigkeit fuür den Betrachter zu schaffen“, erläutert Grimm und passt die Halterung für einen Strahler an. In ein paar Stunden wird er die einen Meter achtzig große Installation zum Techniker fahren. Dort erhält sie letzten Schliff: die Funktionstüchtigkeit. Nähert sich ein Ausstellungsbesucher dem Tisch, bricht das Fußballfieber aus. Zu einer Klangcollage aus Livekommentaren dreht sich das Fußballszenario im Flutlicht, der Betrachter wird in die Rolle des Fans vor der Flimmerkiste gezogen. Ein Handtuch liegt auf dem Stuhl, sollte sich der „Cheftrainer“ bei Chips und Bier zu sehr erhitzen.

Eine pure Hommage? Da würde der „Grimm-Effekt“ fehlen. Irgendjemand hat auf den Kunstrasen im Fernseher verbeulte Cola-Dosen geworfen. Aggressive Hooligans im Stadion? Der heimische Fan selbst? Es ist die dunkle Seite des Spiels, Alfred Grimm klammert sie nicht aus.

Die Gretchenfrage: Wie hält’s der Künstler selber mit dem Fußball? „Ich bin nicht fanatisch“, betont Grimm. „Aber ich werde mir sicher einige Spiele ansehen.“ Vom Abschneiden der Nationalmannschaft 2006 erhofft er sich eine positive Signalwirkung. „Ein Ausscheiden in der Vorrunde wäre mehr als enttäuschend. Ich fände es emotional gut für Deutschland, wenn man Weltmeister würde.“ (bes)

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