Presse„Ja, die wohnten einmal hier“
— Stadtpanorama
DINSLAKEN – Seit dem Mittelalter erstreckt sich die Neustraße östlich der Altstadt, seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert ist sie Geschäftsstraße und mit den anliegenden Straßen Zentrum der Kleinstadt. Eine Entwicklung, an der die Mitglieder der jüdischen Gemeinde einen bedeutenden Anteil hatten.
Bereits 1993, als viele deutsche Städte noch gar nicht an solch eine intensive Aufarbeitung ihrer Geschichte dachten, schuf der Beuys-Schüler Grimm (geb. 1943) für den Platz vor dem Dinslakener Rathaus ein Mahnmal im Gedenken an die Kinder des ebenfalls in der Neustraße gelegenen jüdischen Waisenhauses. Am 11. Oktober 1938 brannte in Dinslaken, wie in fast allen Städten in Deutschland mit einer großen jüdischen Gemeinde, die Synagoge. Der Hünxer Künstler Grimm entwarf eine schonungslose, ja verstörende Großplastik: Durch die ausgesparte Silhouette eines SS-Manns blickt man auf einen Leiterwagen voller Koffer, Kleidung, Schuhe und Knochenresten. Das Denkmal von Alfred Grimm erinnert direkt an diesen „Judenzug“. Das war die erste, frühe Erinnerungsstätte in Dinslaken. Zu Enthüllung des Mahnmals 1993 wurden damals aus aller Welt viele ehemalige jüdische Bürger Dinslakens eingeladen, diesem Festakt beizuwohnen. Seit einigen Jahren arbeiten engagierte Dinslakener Bürger, Historikerinnen und Vereine die Zeit des Nationalsozialismus und das Schicksal der jüdischen Bevölkerung systematisch wissenschaftlich auf und publizieren die Ergebnisse. Dabei wurde mehr und mehr bewusst, wie tief verwurzelt die jüdische Gemeinde und die Geschäftswelt in Dinslaken war. Nun soll die Erinnerung an diese ehemalige, blühende jüdische Gemeinde wieder im Stadtbild mit Hilfe von Kunstwerken sichtbar werden. Deshalb wurde Alfred Grimm ein neues Projekt angetragen. Geplant sind Erinnerungen die an die jüdischen Bürger von einst in ihrem beruflichen Kontext. Seine Mahnsteine wollen jüdische Bürger und deren berufliche Welt sichtbar machen. Rat und Verwaltung der Stadt Dinslaken sind im Rahmen des Projekts „Wider das Vergessen“ unter Leitung der ersten Beigeordneten Christa Jahnke-Horstmann in das Vorhaben eingebunden. Die beiden christlichen Kirchen, das Stadtarchiv, das Museum und die Israel-AG des Theodor-Heuss-Gymnasiums unterstützen die Mahnsteine. Der Ausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit des Kirchenkreises und die jüdische Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen beteiligen sich an dem Vorhaben. Das Projekt wird vom Kulturkreis Dinslaken mit der neuen Vorsitzenden Magdalene Schwan-Storost betreut und vertraglich abgewickelt.