Presse„Kreuzgenossen“ stellen Sichtweisen in Frage

— Rheinische Post

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Ab Samstag werden im Gewölbekeller des Kloster Kamps zahlreiche Kreuzobjekte des Hünxer Künstlers Alfred Grimm gezeigt. Die Ausstellungsstücke provozieren und machen nachdenklich.

Von Markus Plüm

Der Künstler Alfred Grimm ist am Niederrhein alles andere als unbekannt. Aus Hünxe stammend, stellt der Beuys-Schüler schon seit mehreren Dekaden seine Objekte nicht nur in der Region und ganz Deutschland, sondern auch im Ausland aus. So waren seine Werke auch schon in New York zu bestaunen. Seit bereits drei Jahrzehnten widmet er sich in seinen Arbeiten auch der Figur Jesu und seinem Kreuzestod.

Eine Auswahl der entstandenen Kruzifixe wird nun ab morgen im Gewölbekeller des Kloster Kamps ausgestellt. Denn das „Geistliche und Kulturelle Zentrum Kloster Kamp“ konnte Grimm und seine Kreuzobjekte für die Ausstellung „Kreuzgenossen“ gewinnen, die bis zum 7. Mai zu besuchen sein wird.

„Jesus ist in die Welt gekommen, er ist also unser Zeitgenosse. Ebenso muss Kirche heutzutage Zeitgenosse sein. Daher rührt der Ausstellungstitel ,Kreuzgenossen' “, sagt Peter Hahnen, der Leiter des Geistlichen und Kulturellen Zentrums auf dem Abteiberg. Bei seiner Arbeit gehe es immer um die Verbindung von Tradition und Gegenwart, daher sei der Gewölbekeller auch der ideale Ausstellungsort für die Kruzifixe: „Dieser alte Lagerkeller wird nun auch neu genutzt, wurde neu hergerichtet.“

Der Kontakt zwischen Hahnen und Grimm besteht schon seit Jahrzehnten: „Alfred Grimm war mein sehr gehasster Kunstlehrer. Erst nach vielen Jahren habe ich dann Zugang zu seinen Arbeiten gefunden“, sagt Hahnen schmunzelnd. Es sei aber nicht so, dass jetzt der Schüler die Werke seines Lehrers ausstelle. „Dafür liegt meine Schulzeit einfach zu lange zurück.“

Hahnen wird die Ausstellung am Samstag um 15.30 Uhr gemeinsam mit dem Münsteraner Kunsthistoriker Joachim Schneider eröffnen. Die Choralschola der Gemeinde St. Vincentius aus Dinslaken ist für die musikalische Gestaltung verantwortlich. Die Schau im Gewölbekeller widme sich dabei vor allem der spirituellen und politischen Komponente in Grimms Werken. „Sie stellen gewohnte Sichtweisen in Frage und fordern den Betrachter zu eigenen Interpretationen auf“, lautet es im Flyer zur Ausstellung. Gewohnte Sichtweisen infrage stellen - dieser Anspruch wird bereits beim ersten Anblick der zahlreichen Kruzifixe deutlich. In einer Ecke ist ein stilisierter Straßenkanal mit Gullydeckel zu sehen, neben einem Haufen Hundekot liegt ein schmutziges Kruzifix. An anderer Stelle ist ein Hakenkreuz auf Mauerwerk geschmiert, daneben hängt vor einem Papierfetzen mit den Worten „Juden fragen: Müssen wir wieder Angst haben?“ ein Kruzifix auf dem Kopf. „Auch wenn dieses Werk bereits vor ein paar Jahren entstanden ist, lässt sich die Brisanz zur aktuellen Situation nicht verleugnen“, sagt Peter Hahnen.

Alfred Grimm betont, dass er nicht bewusst provoziere: „Ich mache Sachen, die ich für richtig halte. Das muss allerdings nicht jedem gefallen.“ Gefallen hat der 71-Jährige am Ausstellungsort gefunden: „Der Gewölbekeller ist ein sehr stimmungsvoller und passender Ort, sehr professionell eingerichtet.“ Wer seine Werke einmal betrachten möchte, kann dies im Ausstellungszeitraum täglich tun. Von Sonntag bis Freitag ist der Gewölbekeller von 11 bis 17 Uhr, samstags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei, am Eingang kann jedoch eine Spende hinterlassen werden.

Info

Eingebettet in die Reihe „Himmelwärts“

Im Kloster Kamp Vom 28. März bis 31. Mai wird im Museum Kloster Kamp die Ausstellung „Heiliges verpacken – Reliquiengefäße fürs Heute“ zu sehen sein. Diese Schau ist in die Reihe „Himmelwärts“ des Museumsnetzwerkes Niederrhein eingebettet.

Lesung Peter Hahnen veranstaltet zudem am Sonntag, 22. März, ab 11.30 Uhr die Lesung „Feuer oder Marmelade“ in der Abteikirche Kamp. Thema ist Jesus in alten und neuen Texten.

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