PresseKunstwerke voller Gegensätze

— Rheinische Post

Alfred Grimm zeigt einen Querschnitt seiner Werke im Bildungszentrum ThyssenKrupp Steel.

VON OLAF REIFEGERSTE

Es ist seine 72. Einzelausstellung und die 32. im Bildungszentrum von ThyssenKrupp Steel in Hamborn. „Bild – Objekt – Objektbild“ hat Alfred Grimm seine Kunstschau dort schlicht und einfach genannt. Mit ihr erschließt sich ein wahrer Überblick über das reichhaltige Schaffen des vielfältigen Künstlers.

Alfred Grimm, geboren 1943 in Dinslaken, ist Maler, Zeichner, Grafiker, Bildhauer und Fotograf, aber auch Performer, Minimalist und Pop-Art-Künstler. Seine Kunst ist, wie er kontrastierend sagt, „schön und erschreckend, grob und lieb, rein und dreckig, realistisch und romantisch, kleinlich und großzügig, erotisch und brutal, offen und geheimnisvoll, ästhetisch und abstoßend, grafisch und malerisch, flächig und plastisch, frisch und dumpf, kränklich und heilend, chaotisch und geordnet, natürlich und abartig, provozierend und nachhaltig – gerade so wie das Leben selbst.“ In ihm stecke ein wenig Beuys, ergänzt er noch. Und in der Tat kann man den „Spirit“ spüren, so wie seine Kunst unprätentiös daherkommt. Dies ist auch kein Wunder, hat Grimm von 1964 bis 1970 an der Düsseldorfer Kunstakademie unter dem damaligen Hochschulprofessor dieses Instituts doch studiert. Beuys‘sche Aussagen wie „Jeder Mensch ist ein Künstler“ oder die Theorie der „Sozialen Plastik“ hätten gut und gerne auch von ihm stammen können, den „Maler und Mahner“, wie der Kunsthistoriker Jörg Loskill Grimm in seiner Einführung beschrieb.

Bei ThyssenKrupp Steel hat Grimm jetzt erstmals die Möglichkeit erhalten, eine Vielzahl seiner unterschiedlichen Kunstwerke großzügig zu präsentieren. Gezeigt wird in den weiten und offenen Räumen des Bildungszentrums ein Überblick über sein Schaffen mit etwa 100 Einzelarbeiten. Hier ist Platz für große wie für kleine Werke. Neben schon bekannten Arbeiten aus der großen Serie „Wieder ein Vogel…“, die er zusammen mit dem verstorbenen Literaten und Lyriker Dieter G. Eberl (1929–2013) herausgegeben hat, werden zum ersten Mal alle seine Objektbilder – bis auf ein ausgelagertes – in einer großzügigen Ausstellung dargeboten. Hinzu kommen Objekte und Bilder, die noch in keiner Ausstellung bisher zu sehen waren. Auf diese Weise ergeben sich manch neue Sichtweisen auf das Grimm’sche Gesamtwerk.

Mit dabei sind aber auch seine Werkreihen „Straßenszenen“ und „Medienwelt“. Zu Erstgenanntem ist beispielsweise das Objekt „Fahrerflucht“ (2009) sowie die Objektbilder „Hirschunfall“ (1999) und „Unfall mit Begrenzungspfahl“ (1997) zu sehen. Witzig skurril bis hintergründig ironisch schauen dagegen seine Installationen „12-Uhr-Nachrichten“ (1990) und „TV-Ruhrgebiet“ (1985) drein. Auch der Wandel des Ruhrgebiets wird thematisiert in seinen Kunstobjekten: So beim „Das-Drei-Minuten-Ruhrgebiet“ (1988), das noch die Montanwirtschaft abbildet, bis zum „Labor-TV“ (1995), dass den Strukturwandel hin zu Wissenschaft und Forschung dokumentieren soll.

Grimms jüngste Arbeiten liegen buchstäblich am Boden, nämlich 40 seiner neuesten Stein-Objekte. Diese sind teils keck verspielt mit Abflussrohr und Wasserhahn, Harke und Spiegel anzutreffen. „Meine Kunst“, verkündet er sodann auch gleich, „ist eine Botschaft für Herz und Hirn – mit einer großen Portion Humor.“

Die Ausstellung ist bis März jeweils montags bis freitags zwischen 8 und 19 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt ist frei. Ausstellungsort ist das Bildungszentrum von Thyssen-Krupp Steel, Franz-Lenze-Straße 70, 47166 Duisburg. Weitere Informationen über den Künstler gibt es auf dessen Homepage „http://www.alfred-grimm.de“.

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