PresseMahnmal erinnert an die Nazi-Greueltaten

— Niederrhein Anzeiger

Dinslaken. Am 10. November 1938 überfielen etwa 50 Männer das Jüdische Waisenhaus und zerstörten es systematisch, während gleichzeitig die Synagoge und einige Häuser jüdischer Bürger in Flammen aufgingen. Die Kinder des Waisenhauses wurden mehrere Tage lang von dem Nazi-Mob schikaniert und durch die Straßen Dinslakens getrieben. Dabei mußten die Großen die Jüngsten auf einem Leiterwagen durch die Straßen ziehen. An diese Greueltaten erinnert das von Alfred Grimm geschaffene Mahnmal, das am Mittwoch, 10. November, um 11 Uhr, im Beisein ehemaliger jüdischer Mitbürger, die der Nazi-Verfolgung entkommen konnten, und deren Nachfahren im Stadtpark enthüllt wird.

Die Initiative zur Errichtung des Mahnmals ging von dem synodalen Ausschuß für christlich-jüdische Gespräche im Kirchenkreis Dinslaken aus. Am 10. November 1988, zum 50. Jahrestag des Pogroms, hatte dieser Ausschuß unter Mitwirkung der katholischen Gemeinde einen „Weg der Erinnerung“ durchgeführt. Mit einem Leiterwagen und den Namen der 28 Kinder des Waisenhauses waren etwa 1000 Menschen durch die Innenstadt Dinslakens gezogen und hatten des „Judenzugs“ vom 10. November 1938 gedacht.

Unmittelbar danach wurde der Beschluß gefaßt, daß ein Mahnmal an die ehemals blühende jüdische Gemeinde und an die Waisenkinder erinnern sollte.

Das katholische Dekanat und die Stadt Dinslaken unterstützten von Anfang an dieses Projekt. „Bei einem Gespräch Ende 1988 mit Stadtdirektor Fellmeth und Bürgermeister Klingen stießen wir sofort auf ein positives Echo“, erinnert sich Superintendent Bendokat.

Vier Künstler wurden gebeten, ihre Vorstellungen zu einem solchen Mahnmal zu unterbreiten. Der erweiterte Mahnmal-Ausschuß entschied sich mit Mehrheit für den Entwurf des Künstlers Alfred Grimm, Lehrer am Theodor-Heuss-Gymnasium. Sein Entwurf brachte am deutlichsten eine Mahnung an das konkrete Geschehen zum Ausdruck.

Alfred Grimms mehrteilige Bronzeplastik zeigt einen Leiterkarren, der, von einer uniformierten Figur bewacht, eine Mauer durchbricht. Auf dieser Mauer stehen auf der Vorder- und Rückseite in hebräischer und deutscher Schrift zwei Bibeltexte und die Namen der Dinslakener Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung. Das Mahnmal hat nach der Konzeption des Hünxer Künstlers weder nur symbolisch-sinnhaften noch nur reduziert-formalen Charakter. Die entscheidende Begegnung mit dem Mahnmal soll zuerst sinnlich erlebt werden können.

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