PresseSkandal-Stuhl fährt mit nach Elmshorn

— Rheinische Post

Der Hünxer Künstler Alfred Grimm fährt seine Kunst in den Norden

Hünxe. „Golgatha“ ruht im Pappkarton, der „Baum-Christus“ in einer Holzkiste. Kunststoffplanen schützen den „Mutter-Erde-Stuhl“ vor Staub und das „Försterprojekt“ mit dem wehrigen Hirschen, der seine Enden brünftig durch die ölgemalte Waldidylle bohrt, vor Spinnweben. Alfred Grimm hat seine Kunst gut verstaut. In Bauer Bruckmanns Scheune stapeln sich Kisten und Kästen bis zur Decke. Einige davon gehen morgen auf Wanderschaft. Der Künstler transportiert sie nach Elmshorn. Auf Einladung des dortigen Kunstvereins zeigt Grimm vom 28. August bis zum 22. September im Torhaus Probstendamm TV-Objekte, Objektbilder und Malerei.

Zuletzt war der Künstler 1991 dort. Zeit für einen neuen Kunstbesuch. „Ich nehme ausschließlich Arbeiten der vergangenen zehn Jahre mit“, sagte der 59-Jährige. 27 Großobjekte sind darunter, neben „Herbst TV“, „Schweinestall“ und „Öl-Christus“ auch der zu neuer Aktualität gelangte „Hochwassereimer“ von 1995. Der umstrittene „Mutter-Erde-Stuhl“ geht ebenfalls auf die Reise. Das aus einem gynäkologischen Stuhl entwickelte Werk – ein mit Zivilisationsmüll befrachteter, landschaftlich gestalteter weiblicher Torso – sorgte vor vier Jahren in Rees und Meerbusch für handfesten Ärger. Im Reeser Stadtmuseum durfte er nach langem Gezänk bleiben.

Bei der Ausstellung mit dem bezeichnenden Titel „Kunst &ndah; grenzenlos“ in der Teloy-Mühle in Lank-Lantum stieß Grimms Kunst jedoch sehr wohl an Grenzen. Sie wurde zensiert und musste entfernt werden. Frauen hätten sich „in ihrer Würde verletzt“ gefühlt, hieß es zur Begründung. Der Skandal war perfekt.

Ob sich ähnliches in Elmshorn wiederholt? Alfred Grimm ist gespannt. Am Dienstag weiß er mehr.

Ralf Schreiner.

Zurück