PresseZensur bei „grenzenlos“

— Rheinische Post

Wieder Auseinandersetzung um Grimm-Werk

Von FALK JANNING

MEERBUSCH-LANK / HÜNXE. „Die Zensur eines Kunstwerkes ist ein skandalöser Rückfall in die Zeit vor dem Krieg!“ Eine Menge irritierter Kunstfreunde versammelte sich vor dem Eingang der Teloy-Mühle in Meerbusch-Lank und bekundete ihre Solidarität mit Alfred Grimm. Das aus einem gynäkologischen Stuhl entwickelte Werk „Mutter Erde“ des Künstlers aus Hünxe war von den Meerbuscher Veranstaltern der Gruppenausstellung „Kunst – grenzenlos“, zu der niederrheinische Künstler eingeladen worden waren, zensiert und entfernt worden. Als „blanker Hohn“ kam Grimm dabei der Titel der Veranstaltung vor; er protestierte gegen die „Schere im Kopf der Gastgeber“, indem er ein Plakat „begrenzt und dumm“ hochielt.

Das fachkundige Publikum war sich einig, kam in erregter Diskussion zu dem Ergebnis: „Von Kunst ist nichts mehr zu erwarten, wenn Meinungsvielfalt und die Freiheit Andersdenkender und -fühlender zur Schlachtbank geführt wird.“ Protestierend nahm der Dinslakener Udo Buschmann seine Bilder ebenfalls wieder von der Wand im Mühlenrund.

Die Meerbuscher Gastgeber Gisela Bretz und Helmut Martin-Myren begründeten: Viele Frauen hätten sich in „ihrer Würde verletzt“ gefühlt, die Arbeit „als Diskriminierung empfunden“ und mit Boykott gedroht, wäre der Stuhl zugelassen worden. Tatsächlich solidarisierte sich bis auf Gisela Bretz aber keine Künstlerin öffentlich mit der Zensur. Im Gegenteil: Laut protestierten vor allem Frauen, wie die Düsseldorfer Fotografin Hanne Horn („Hier kommen Meinung und Gefühle in den Knast“) und die Krefelder Malerin Elisabeth Schlanstein („So beginnt die Krankheit, die zum Tod von Kunst führt“). Kritik an der „Ausgrenzung unerwünschten Ausdrucks“ kam auch aus den Reihen Meerbuscher Künstler: Günter Krajewski, der in der Teloy-Mühle schon mit der Ausstellung seiner Exkremente für Aufsehen erregt hatte, ereiferte sich ebenso über „diktatorische Einflußnahme“ wie Clemens Nöckel.

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